Dr. Christof Zuber - Ehemaliger CEO der Hotelplan Group
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Nach verschiedenen Positionen in der Konsumgüterindustrie, im Brauereibetrieb und in der Biotech-Branche kam Dr. Christof Zuber in den Tourismus. Von 2004 bis April 2010 war er CEO der Hotelplan Group. Die Tourismusbranche hat es dem gebürtigen Schaffhauser angetan. Mit Sabine Olschner sprach er über den roten Faden im Lebenslauf und die hohe Bedeutung von Stallgeruch.
Von: Sabine Olschner
Das Interview mit Dr. Christof Zuber
Skizzieren Sie für unsere Leser kurz Ihren Karriereweg?
Bis zum Abitur habe ich Spitzensport getrieben. Während des BWL-Studiums mit Schwerpunkt Finanz- und Bankwesen an der Universität Zürich habe ich als Werkstudent sowie als Assistent am Institut für schweizerisches Bankwesen gearbeitet. Nach meinem Hochschulabschluss habe ich promoviert und stieg beim Konsumgüterhersteller Jacobs Suchard ein. Erst war ich dort Assistent der Unternehmensleitung, später wechselte ich ins Personal und dann in den Vertrieb im Ausland. In meiner nächsten Position habe ich ein Familienunternehmen restrukturiert, bevor ich ein weiteres Unternehmen im Konsumgüterbereich geführt und weiterentwickelt habe.
Anschliessend war ich bei der Feldschlösschengruppe, der grössten Brauerei in der Schweiz, die eine Neuausrichtung benötigte. Nach einem Abstecher als Interim Manager in eine Biotech-Firma hat mich ein Headhunter für die Hotelplan Group angeworben – eine Branche, die ich vorher nur als Verbraucher kannte. Hier bin ich seit 2004 CEO.
Sie haben auf Ihrem Karriereweg häufiger die Branche gewechselt. Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach der rote Faden im Lebenslauf?
Ich glaube, dass in Zukunft ein Wechsel von Branchen häufiger vorkommen wird. Auf meinem Weg habe ich verschiedene Projekte aneinandergereiht, wobei ich jeweils als CEO die operative Verantwortung gesucht und auch gefunden habe. Der rote Faden ist bei mir der Fokus auf den Endverbraucher. Ich habe mir bei meiner Arbeit immer die Frage gestellt: Wie können wir die Bedürfnisse des Endverbrauchers auf allen Vertriebskanälen möglichst effizient und kostengünstig befriedigen?
Sie waren während Ihrer Laufbahn auch im Vertrieb tätig. Wie wichtig ist diese Arbeit „an der Front“?
Die Arbeit an der Basis ist das Allerwichtigste, vor allem, wenn man wie ich den Endverbraucher in den Fokus seiner Arbeit stellt. Dann muss ich, unabhängig von der Branche, verstehen, wer der Endverbraucher ist, wie wichtig er jetzt und in Zukunft sein wird, was er braucht und was ich machen kann, damit er bei mir kauft. Jegliche Fronterfahrung ist dafür dringend notwendig, und wer die Gelegenheit hat, im Vertrieb zu arbeiten, sollte die Chance zugreifen. Man muss sich Stallgeruch aneignen. Das ist nicht nur für die Karriere ein wichtiger Schritt, sondern auch für die Akzeptanz bei späteren Kollegen und Untergebenen.
Welche Soft Skills benötigt man denn generell für eine Karriere?
Man braucht ein gesundes Menschenverständnis, Mut zu schnellen Entscheidungen und gute analytische Fähigkeiten. Ich hoffe, Karriere wird in Zukunft weniger berechnend sein, sondern stattdessen eher eine Sache von „zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein“.
Sie sind letztlich in der Tourismusbranche gelandet. Was fasziniert Sie an diesem Wirtschaftszweig besonders?
Die Tourismusbranche ist sehr spannend, denn sie folgt den Ausschlägen der Wirtschaftsentwicklung immer extrem. Das heisst, in guten Zeiten gibt es höhere Wachstumsraten, und in schlechteren Zeiten gibt es grössere Rückgänge als im Durchschnitt. Generell ist der Tourismus eine sehr attraktive Branche, denn ich bin sicher, dass die Menschen in Zukunft noch mehr reisen werden. Die Beschäftigten in der Branche sind generell sehr offen, wenig politisch, man geht aufeinander zu, auch wenn der andere ein Konkurrent ist. Vor allem im Bereich Tour Operating ist die Konkurrenz gross, die Unternehmen müssen sich ständig umstrukturieren und neu erfinden. Schön finde ich, dass Reisen ein sehr emotionales Produkt sind, mit dem man Menschen Freude machen kann.
In der Tourismusindustrie finden sich weniger Akademiker als in anderen Branchen, häufig arbeiten sich Beschäftigte mit einer Berufsausbildung nach oben. Welche Positionen werden denn vorrangig mit Hochschulabsolventen besetzt?
Ich kann hier nur von unserem Unternehmen sprechen: Wir stellen Absolventen primär im Bereich Finanzen und Controlling ein, in der Devisenbewirtschaftung und in zentralen Funktionen. Einzelne Absolventen wurden in den vergangenen Jahren auch in Linienfunktionen gebracht. Der Einstieg erfolgt bei uns direkt, nicht über ein Traineeprogramm.
Was sollten Hochschulabsolventen, die in den Tourismus einsteigen wollen, mitbringen?
Wie ich bereits sagte, arbeiten wir in einer sehr lebendigen Branche. Wir müssen ständig neue Wege finden und dazu brauchen wir Leute, die bereit sind, mit einem gewissen Level an Unsicherheit zu leben – und daran auch noch Freude haben. Sie sollten zudem gern spontan und schnell Aufgabenstellungen bearbeiten und Lösungen finden. Dazu sollten sie offen, kommunikativ, interessiert und neugierig sein – und natürlich reiseinteressiert. Die Tourismusbranche ist sehr international aufgestellt, deshalb sind Auslandserfahrung und das Beherrschen verschiedener Sprachen sehr hilfreich. Auch exotische Sprachen wie Russisch und Chinesisch sind im Kommen.
Was glauben Sie: Wie wird sich die Tourismusbranche in den nächsten Jahren entwickeln?
Die Tourismusbranche wird generell weiter wachsen, es wird weltweit mehr gereist werden als in der Vergangenheit. Aber man muss zwischen den einzelnen Sektoren unterscheiden. Bei den Suppliern – also den Hotels, den Fluggesellschaften, den Autovermietern etc. – gab es in letzter Zeit eine Überkapazität. Sie alle suchen den direkten Weg zum Endverbraucher. Wir als eine Gruppe von Reiseveranstaltern investieren hingegen hauptsächlich in neue Technologien, in Modifikationen am bestehenden Geschäftsmodell – zum Beispiel durch den Aufbau von Direktmarken oder exklusive Angebote – oder in neue Geschäftsmodelle. Wir haben zum Beispiel ein rein elektronisches Reisebüro aufgebaut. Für all diese Veränderungen brauchen wir Mitarbeiter, die bereit sind, mutig neue Wege zu gehen.
Ihr Fazit: Würden Sie Berufseinsteigern einen Start in der Tourismusbranche empfehlen?
Auf jeden Fall! Wir befinden uns in einer hochspannenden Branche. Wer Interesse hat, in einer lebhaften Branche zu arbeiten, mit einer sehr offenen Kultur und einem emotionalen Produkt, das Freude macht, der ist bei uns gut aufgehoben.
Die Person Christof Zuber
Dr. oec. publ. Christof Zuber, 54 Jahre, studierte an der Universität Zürich Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt auf Finanz- und Bankwesen. Nach Hochschulabschluss und Promotion stieg er 1987 bei der Jacobs Suchard Management and Consulting AG ein, wo er unter anderem als Leiter der Unternehmensentwicklung und als Key Account Manager arbeitete. Nach verschiedenen leitenden Positionen in unterschiedlichen Unternehmen und Branchen wurde er Vorsitzender der Hotelplan Group. Im April 2010 trat er von diesem Posten zurück, „um für die kommende Phase des Wachstums neuen Kräften Platz zu machen“, kommentiert Dr. Christof A. Zuber sein Ausscheiden. Der Zeitpunkt für einen Wechsel sei günstig, so Zuber: „Die Voraussetzungen sind geschaffen, um im laufenden Geschäftsjahr die Resultate signifikant zu verbessern.“ Christof Zuber ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine Freizeit verbringt er gern mit Rudern Joggen, Hochseesegeln und Lesen.
Das Unternehmen Hotelplan Group
Die Hotelplan Holding AG ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Migros-Genossenschafts-Bundes. Sie hält alle strategischen Business Units der Hotelplan Gruppe: M-Travel Switzerland (MTCH AG), Hotelplan Italia S.p.A., Hotelplan UK Group Ltd., Inntravel Ltd. (UK), Interhome AG, Vacando AG und Travelwindow AG. Zudem hält die Hotelplan Holding eine Mehrheitsbeteiligung an Ascent Travel (Russia). Im Jahr 2009 beschäftigte die Hotelplan Gruppe rund 2,450 Mitarbeitende und erwirtschaftete einen Nettoerlös von 1.6 Milliarden Schweizer Franken. Knapp 1.7 Millionen Passagiere buchten 2009 eine Reise bei einer der Business Units der Hotelplan Gruppe.
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