Fritz Marti - Der Schnellstarter in der BKW FMB Energie AG
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Schon drei Jahre nach seinem Studienabschluss hat Fritz Marti eine verantwortungsvolle Kaderposition übernommen. Mit SCROGGIN-career sprach der Leiter Backoffice Energy Trading bei der BKW FMB Energie AG über Ein- und Aufstiegschancen in der Energiebranche.
Von: Sabine Olschner
Das Interview mit Fritz Marti
Herr Marti, erzählen Sie uns etwas über Ihren Werdegang?
Ich habe von 1994 bis 2000 an der Universität Bern Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft studiert. Meine Schwerpunkte in BWL lagen auf Personal und Organisation sowie Marketing, in VWL habe ich mich auf den Speziallehrgang Freizeit und Tourismus konzentriert, als Ergänzungsfach habe ich Medienwissenschaften gewählt – im Grunde also ein buntes Sammelsurium. Nach meinem Abschluss habe ich mich vor allem auf Marketingstellen beworben, meist in Richtung strategisches Marketing und strategische Unternehmensführung. So bin ich bei der BKW FMB Energie AG gelandet.
Wo haben Sie dort angefangen?
Eigentlich hatte ich mich auf eine Stelle im Key Account Management beworben, aber mir fehlte die notwendige Berufserfahrung. Doch zwei Wochen später wurde mir eine Assistentenstelle bei einem Geschäftseinheitsleiter angeboten, wo ich einen guten Einblick in den Energiehandel bekam. Ohne es zu wissen, bin ich damit in einer treibenden und dynamischen Einheit der Firma gelandet, was dazu führte, dass sich mir eine Menge von Möglichkeiten boten. So bin ich nach einem Jahr ins Controlling gekommen – auch wenn mir das Thema zunächst gar nicht lag. Aber ich habe dort wahnsinnig viel gelernt. Nach einer weiteren Zwischenstation bin ich wieder zurück in den Handel gekommen und habe dort ein Ressort geleitet. Als kurz darauf eine neue Abteilung gegründet wurde, habe ich hier eine Führungsfunktion übernommen und bin somit – nur drei Jahre nach meinem Berufseinstieg – in einer oberen Kaderfunktion angekommen. Heute leite ich das Back Office der Handelsabteilung mit 40 Mitarbeitern, bei denen die Querschnitts- und Abwicklungsfunktionen für den Handel mit Energie gebündelt sind.
Was ist das Geheimnis Ihrer steilen Karriere?
Ich habe jeweils die Chancen, die sich auftaten, genutzt. Dabei musste ich mich teils von meinen ursprünglichen Steckenpferden verabschieden, aber ich habe laufend neue, spannende Gebiete kennengelernt, die mir erst einmal fremd waren oder gegen die ich sogar eine gewisse Abneigung hatte. Darüber hinaus macht es meines Erachtens keinen Sinn, einen Lebensplan zu haben, welcher vorsieht, in fünf Jahren an einer bestimmten Stelle zu stehen. Denn so läuft es vielfach in Unternehmen nicht.
Welche Tipps geben Sie Hochschulabsolventen, die ebenfalls schnell aufsteigen möchten?
Sicherlich sind Abschlusszeugnisse und Leistungen wichtig, aber immer bedeutender wird das Engagement neben der Ausbildung. Die Fähigkeiten, die man braucht, um im Berufsleben zu bestehen, werden nicht an der Uni gelehrt. Diese lernt man vielmehr bei sportlichen, kulturellen oder anderen Aktivitäten und Engagements.
Was haben Sie ausseruniversitär betrieben?
Ich habe mich bereits früh im Spitzensport, im Kunst- und Geräteturnen, engagiert und bin dann Trainer geworden. Mit 18 Jahren habe ich schon einen Club geleitet. Dabei konnte ich Erfahrungen sammeln, wie man gut mit Leuten zusammenarbeitet, wie man sie motiviert und zu Leistungen führt. Das hat mir viel für meine heutige Position als Führungskraft im Handelsbereich gebracht.
Wie funktioniert eigentlich der Handel mit Energie?
Wir kaufen und verkaufen in der Schweiz und im angrenzenden Ausland Strom. Wir handeln dabei mit Über- oder Unterkapazitäten, die wir aufgrund unserer Produktions- und Vertriebsportfolien haben. Darüber hinaus betreiben wir sogenannten Eigenhandel, indem wir Strom von anderen günstig einkaufen und teurer wieder verkaufen. Das Gleiche machen wir mit Gas, mit CO2-Zertifikaten und mit Zertifikaten für Erneuerbare Energien.
Haben Hochschulabsolventen gute Chancen, im Energiehandel zu arbeiten?
Definitiv. Unsere grösste Konkurrenz bei der Suche nach Fachkräften sind Banken und Versicherungen. Die Energiebranche hat leider teilweise noch immer ein etwas altväterliches Image – oft sind es Versorger, die sich in öffentlicher Hand befinden. Dieses Image macht uns manchmal Schwierigkeiten, genügend passende Bewerber zu finden. Ausserdem hat der Standort Bern gegenüber Zürich ein paar Nachteile, zum Beispiel beim Gehalt. Wenn die Mitarbeiter aber erst einmal bei uns angefangen haben, stellen sie meist fest, dass wir viele interessante Tätigkeiten, Perspektiven und langfristige Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten haben.
Sie selber haben einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Ist es nicht eigentlich sinnvoller, sich in Ihrem Bereich mit Energiefragen auszukennen?
Für meinen Bereich war mein Studium absolut sinnvoll. Aber auch Wirtschaftsinformatiker, Informatiker oder Ingenieure sind bei uns im Backoffice gut aufgehoben. Wir haben über den gesamten Handel eine breite Palette an Hochschulabschlüssen. Ich habe mir mein Know-how über die Energiewirtschaft in den vergangenen zehn Jahren im Unternehmen aufgebaut. Natürlich sollte man wissen, um was es im Energiehandel geht, aber das spezifische Wissen um Geschäftsabwicklungen ist in meinem Umfeld wichtiger. Wenn wir doch einmal Leute speziell mit Energiewissen brauchen, ist es nicht so leicht, jemanden zu finden, weil es in der Schweiz kaum dezidierte Ausbildungen in dieser Richtung gibt.
Welche Rolle spielt in Ihrem Unternehmen der Bereich Erneuerbare Energien?
In der Schweiz ist die BKW bei dem Thema führend. Wir investieren in den Bau solcher Anlagen recht viel Geld und betreiben sie auch selbst. Derzeit liegt das Geschäftsvolumen in diesem Bereich aber noch unter einem Prozent. Ein Standbein meines Bereichs ist auch der Handel mit grünen Zertifikaten, aber auch sie machen bisher nur einen sehr kleinen Teil unseres Geschäftes aus.
Was fasziniert Sie persönlich an der Energiebranche?
In der Branche tut sich derzeit viel, zum Beispiel in Sachen Liberalisierung. Bei uns gibt es viel Dynamik, zahlreiche neue Projekte werden angegangen. Durch komplexe Themen gibt es immer wieder neue Herausforderungen. Die Unternehmenskultur spricht mich an, ich würde den Umgang als kollegial und offen beschreiben. Speziell die BKW bietet mit einer Firmengrösse von rund 2.800 Mitarbeitenden und internationalen Tätigkeiten Perspektiven, die einen Einstieg auch für junge Leute spannend machen.
Die Person Fritz Marti
Fritz Marti, geboren am 30. Dezember 1974, studierte Wirtschaftswissenschaften (BWL und VWL) an der Universität Bern. Im Jahr 2000 stieg er bei der Berner BKW FMB Energie AG ein. Nach mehreren Stationen im Unternehmen ist er seit 2003 Leiter Abteilung Backoffice Handel. Fritz Marti ist verheiratet und hat zwei Kinder. In seiner Freizeit betreibt er gerne Geräteturnen sowie Wintersport und hört Jazz.
Das Unternehmen BKW FMB Energie AG
Die BKW FMB Energie AG gehört mit 24 Terawattstunden Energieumsatz zu den grossen Energieunternehmen der Schweiz. Sie beschäftigt rund 2.800 Mitarbeiter, ihr Aktienkapital von 132 Millionen Schweizer Franken ist grösstenteils im Besitz des Kantons Bern (52,5 %) und der E.ON Energie AG (21 %). Die BKW liefert in rund 400 Gemeinden Strom für rund eine Million Menschen. Im Jahr 2007 versorgte sie Privatkunden und Vertriebspartner mit über 7.760 Gigawattstunden Energie. Das Unternehmen ist führend im Bereich Erneuerbare Energien: In sieben eigenen Wasserkraftwerken, im Kernkraftwerk Mühleberg bei Bern sowie in Kern- und Wasserkraftwerken von 16 Partnergesellschaften und mittels Bezugsrechten in Partner-Kernkraftwerken produziert die BKW praktisch CO2-frei Strom.
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