Wie viel Salär ist drin?
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Die Gehaltsfrage ist für viele Absolventen ein unsicheres Terrain. Über Einkünfte spricht man lieber nicht, Geld ist vor allem für Schweizer ein Tabuthema. Künftige Arbeitgeber erwarten jedoch von Absolventen, dass sie im Einstellungsgespräch beim Gehaltswunsch Farbe bekennen. Damit die Gehaltsfrage im Vorstellungsgespräch nicht zu einem Intermezzo mit hochrotem Kopf und Stammeleinlagen wird, sollten sich Absolventen gezielt vorbereiten.
Von: Anna Hollmann, CEO von academics 4 business
Wer sein Studium abgeschlossen hat, vielleicht sogar mit sehr guten Noten, einen Auslandsaufenthalt und Praxiserfahrung vorweisen kann, hat gute Karten im Gehaltsgespräch. Dabei müssen Bewerber bei allem Selbstbewusstsein allerdings auf dem Teppich bleiben. Sie sollten auf die Frage nach dem Salär realistische Zahlen nennen und an der richtigen Stelle über das Gehalt reden. Es ist nämlich nicht üblich, dass Absolventen die Gehaltsfrage im Vorstellungsgespräch selbst stellen. Der Bewerber sollte das Thema Geld erst dann ansprechen, wenn er gefragt wird, und die Initiative lieber dem Interviewpartner überlassen.
Denn klar ist: Arbeitnehmer sind an engagierten und motivierten Absolventen interessiert, denen es um das Unternehmen und die Arbeitsinhalte geht – und nicht in erster Linie ums Geld. Bei Absolventen gibt es ohnehin meist einen geringeren Spielraum für Verhandlungen als bei Berufserfahrenen. In der Regel wissen Unternehmen recht genau, was sie Einsteigern zahlen möchten. Meist haben Absolventen nicht allzu viel Praxiserfahrung, die sie in die Waagschale werfen können. Es gibt aber durchaus Ausnahmen, die mehr erwarten können, besonders wenn sie ein sehr zielgenaues und mit vielen praktischen Erfahrungen fundiertes Profil mitbringen. Je besser sich ein Kandidat in einer Branche und mit seinen angehenden Aufgaben auskennt, umso weniger Einarbeitung ist nötig – was sich wiederum für den Arbeitgeber auszahlt.
In jedem Bewerbungsprozess werden die Kandidaten irgendwann gefragt, welche Gehaltsvorstellungen sie haben. Tendenziell erfolgt diese Frage gegen Ende des Bewerbungsprozesses. Es ist jedoch ratsam, sich bereits vor dem Gespräch auf die Salärfrage vorzubereiten. Antworten wie «Das Gehalt ist für mich nicht so wichtig» oder «Das ist schwer zu sagen, ich kenne mich mit den Zahlen nicht aus» machen einen schlechten Eindruck und wirken unprofessionell. Viele Absolventen sind sich unsicher, welches Einstiegssalär sie verlangen können. Und mit nur wenig Arbeitserfahrung ist es in der Tat schwieriger, seinen Marktwert realistisch einzuschätzen. Trotzdem gibt es Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann. Eine Vorstellung davon, welches Gehalt angemessen ist, bieten zum Beispiel die Erhebungen des Bundesamtes für Statistik, die das Bruttojahreseinkommen von Schweizer Absolventen nach Fachrichtungen ermitteln (www. bfs.admin.ch).
Allerdings sollte man diese Angaben grundsätzlich mit Vorsicht behandeln, da sie lediglich einen statistischen Trend wiedergeben können. Je nach Branche, Unternehmen, Studienrichtung, Region und Zusatzqualifikationen (Praktika, Sprachen, IT-Skills etc.) können die Einstiegsgehälter extrem variieren. Als Orientierungshilfe sind Statistiken jedoch sehr nützlich, da man sie im Gespräch als Referenzgrösse angeben kann. Entscheidend für die Höhe des Gehalts ist neben der individuellen Qualifikation natürlich auch die Grösse und die Branche des jeweiligen Unternehmens sowie die spezifischen Aufgaben- und Verantwortungsbereiche. Häufig muss man für ein hohes Einstiegsgehalt auch Opfer bei der Freizeitgestaltung in Kauf nehmen und sehr flexibel sein.
Die Wahl des ersten Arbeitgebers ist von zentraler Bedeutung für die spätere berufliche Entwicklung. Ich rate daher Absolventen, sich eine Einstiegsposition zu suchen, die ihren Stärken entspricht, in der sie von erfahrenen Kollegen möglichst viel lernen können und individuell gefördert werden. Das erste Gehalt sollte dabei eine untergeordnete Rolle spielen. Entscheidend ist nicht, was man in seiner ersten Position verdient (auch wenn dies unter Umständen Freunde und Kollegen beeindruckt), sondern wo man fünf Jahre später steht und was man bis dahin gelernt hat. Den Gehaltssprung, den man in der Regel bei seinem nächsten Entwicklungsschritt macht, ist meist umso erfreulicher.
Steht ein Absolvent vor dem Dilemma, ob er einen schlecht bezahlten Traumjob mit spannenden Entwicklungsperspektiven annehmen soll oder nicht, empfehle ich, bei den Vertragsverhandlungen eine automatische Gehaltserhöhung nach Ablauf der Probezeit einzubauen.
Über academics 4 business
«academics 4 business» ist eine Plattform für junge Talente und Unternehmen. Studierende und Absolventen werden auf ihrem Weg in ein erfolgreiches Berufsleben aktiv gefördert und begleitet. Für Unternehmen bietet „academics 4 business“ Unterstützung bei der Hochschulrekrutierung und im Hochschulmarketing sowie bei der Entwicklung von Talent-programmen an. Zusätzlich unterstützt «academics 4 business» Schweizer Hochschulen bei der Karriereberatung ihrer Studierenden konzeptionell und durch Informationsveranstaltungen. www.academics4business.ch
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