Aktiv, innovativ, abgebrüht: Gründer denken anders
Tests zeigen Vorteile durch Beharrlichkeit und Unvoreingenommenheit
Trier/Wuppertal/Utrecht/Nijmegen (pte013/05.10.2016/11:40) - Unternehmensgründer sammeln viele Informationen und lassen sich nicht von schlechten Erfahrungen abschrecken. Zudem gelten sie als experimentierfreudig, aktiv und innovativ. Sie haben damit auch ein anderes Lernverhalten als Vergleichspersonen, denn sie lernen länger und unvoreingenommener. Das haben Wissenschaftler der Universitäten Trier http://www.uni-trier.de , Wuppertal und Utrecht beziehungsweise Nijmegen herausgefunden.
Wissen um viele Alternativen
Stehen verschiedene unsichere Alternativen zur Auswahl, erforschen Gründer die Optionen ausdauernder, bevor sie die Alternativen als gut oder schlecht bewerten. Insbesondere sammeln Start-up-Chefs im Vergleich zu Nicht-Gründern mehr Informationen über die einzelnen Alternativen. Sie lassen sich auch durch schlechte Erfahrungen weniger leicht von der weiteren Erkundung einer Alternative abbringen.
Um das Zusammenspiel von Kognition und Emotion im Lernverhalten zu untersuchen, haben die Forscher die aus der Neuropsychologie stammende Lernaufgabe Iowa Gambling Task (IGT) genutzt. Dabei steht im Fokus, in welcher Breite Probanden unterschiedliche Alternativen erkunden und wie sie mit negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit den verschiedenen Alternativen umgehen. Insgesamt wurde das Lernverhalten von 449 Personen mit unterschiedlich stark ausgeprägter Gründungserfahrung in der IGT untersucht.
Gründer keine "gebrannten Kinder"
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass Gründer mehr Infos über die verfügbaren Alternativen (zum Beispiel Technologien, Vermarktungskanäle, Produkte) sammeln, bevor sie zu einer Bewertung kommen. Außerdem lassen sie sich von schlechten Erfahrungen weniger leicht abschrecken. Sie sind also eher geneigt, einer Alternative eine zweite Chance zu geben als Nicht-Gründer, auch wenn sie bereits negative Erfahrungen mit dieser Alternative gemacht haben. Das bekannte Sprichwort "Gebranntes Kind scheut das Feuer" gilt also für Nicht-Unternehmensgründer in viel stärkerem Maße als dies für Gründer der Fall ist.
Zur Charakterisierung des typischen Lernverhaltens der Unternehmensgründer entwickelten die Forscher ein neues theoretisches Konstrukt, die "Beharrlichkeit im Experimentieren". Die Ergebnisse erweitern die bestehende Forschung zum Lernverhalten von Unternehmensgründern daher zunächst konzeptionell um ein neues Konstrukt, das zum besseren Verständnis der Besonderheiten des Lernverhaltens von Unternehmensgründern beiträgt. Empirisch erweitern die Befunde die bisherige Forschung zu Unternehmensgründern durch die Verknüpfung mit etablierten Methoden der Neurowissenschaften.
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