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Die verführerische Bewerbung
Zahlreich sind die Tipps und Tricks, die das Internet den Jobsuchenden zur Verfügung stellt. 'SCROGGIN-career' stellt einige vor. Ob eine Bewerbung online oder auf Papier über die gute alte Post eingereicht werden soll, hängt primär von den Wünschen des Adressaten ab. Jedoch ist zu beachten: Jede Bewerbung ist Werbung, mit der der Bewerber sich verkaufen will. Geh also wie ein Marketingspezialist vor, um den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen.
Von: Christoph DeuelDer erste Tipp für eine erfolgreiche Bewerbung: positiv auffallen. Bewerbungsunterlagen, die negativ aus der Menge hervorstechen, werden umgehend aussortiert. Wer nicht auffällt, wird nicht beachtet. Die Aufmerksamkeit des Adressaten kannst du auf verschiedene Art und Weise erregen, wobei provokative, besonders schrille Auftritte für akademisch zu besetzende Stellen eher zu vermeiden sind. Die AXA Winterthur meint dazu auf ihren Karriereseiten: «Ihr Begleitbrief ist das Erste, was der HR Manager liest. Übersichtlichkeit ist wichtiger als Originalität. Mit dem Schlusssatz muss der HR Manager überzeugt sein, Sie einladen zu wollen.» Verschick also genau das, was der Leser erwartet. Es ist von grossem Vorteil, den Adressaten genau zu studieren, mit sämtlichen Daten, die du vor allem im Internet findest. Wenn du weisst, was den Empfänger anspricht, kannst du exakt darauf eingehen und hast die besten Chancen, den Inhalt deiner Bewerbung an die Personalverantwortlichen zu bringen.
Bei den Mitteln kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen. In einer gedruckten Bewerbung kannst du aus dem Vollen schöpfen. Im ersten Schritt wird auf das Äussere deines Dossiers geachtet. Verwende zum Beispiel ein Format, das einen Hauch grösser ist als das standardisierte DIN A4 und hebe damit deine Unterlagen bereits im Stapel von deiner Konkurrenz ab. Achte des Weiteren auf die Wahl des Materials für Papier und Umschlag. Denn die Vorselektion der eingereichten Bewerbungsunterlagen beschränkt sich nicht nur auf den Inhalt, sondern auch der subjektive Eindruck, der von allen Sinnen herrührt, zählt.
Inhaltlich überzeugen
Dein Anschreiben kann durch unnötige Fehler und einen flüchtigen Schreibstil schnell zur Disqualifikation beitragen. Aufgabe ist es, deinem Gegenüber in wenigen Sätzen zu erläutern, warum sich das weitere Studium deiner Akten lohnt. Es muss klar ersichtlich sein, dass es sich um ein Bewerbungsschreiben handelt, welche Stelle du suchst und warum du dich am besten dafür eignest. Ein Jobprofil deiner Wunschposition hilft, die perfekten Voraussetzungen zu ermitteln, damit du erwähnen kannst, dass du die entsprechenden Kriterien erfüllst. Du besitzt genügend Fähigkeiten, um viele der Bedingungen zu erfüllen, ohne übertreiben zu müssen. Bleib dabei immer bei der Wahrheit. Wirst du beim Lügen ertappt, wäre das äusserst peinlich und der weiteren Zusammenarbeit nicht gerade förderlich.
Stichwort Online-Bewerbung
Online-Bewerbungen boomen stark, aber du solltest einige Besonderheiten beachten: Schreibe persönlich an die zuständige Person. Erfrage dafür im Voraus deren Adresse und vermeide allgemeine Destinationen wie info@firma.ch. Viele User drucken Online-Bewerbungen aus, so dass sie als üblicher Briefverkehr angesehen werden. Die Verwendung von emotionalen Zeichengebilden («Emoticons») sind bei einer Bewerbung ebenso tabu wie im Internet gebräuchliche Abkürzungen wie zum Beispiel «MfG» («Mit freundlichen Grüssen»).
In den vergangenen zwei Jahren haben Online-Bewerbungen stark zugenommen – und damit auch die Flut an Bewerbungsunterlagen. Denn digital kann man viel schneller und systematischer auf Stellenangebote reagieren. Personalabteilungen – wie etwa bei der Credit Suisse – haben sich darauf eingestellt und selektieren Bewerber durch ein «Online Assessment » vor. Erich Grimm, Leiter des Recruiting Uetlihof bei der Credit Suisse, erklärt im e-magazin des Unternehmens: «Das Online Assessment unterstützt uns massgebend in der Platzierung der Kandidaten und kommt auch der Umsetzung unserer Unternehmensstrategie entgegen.» (aus: In Focus, dem Online-Magazin der Credit Suisse)
Vergewissere dich vor dem Versand, ob der Adressat eine Online-Bewerbung wünscht oder lieber die Papierbewerbung vorzieht. Wählst du die Internet-Variante, gestalte deine Mail so persönlich wie möglich. Erwecke nicht den Eindruck, die gleiche E-Mail zehnmal versendet zu haben, und spare nicht an Informationen über deine Person. Je mehr der Personalverantwortliche über dich erfährt, desto plastischer wird seine Vorstellung von dir. Sei dir bewusst, dass dein Dossier am Computer wesentlich schneller bearbeitet und erfasst wird. Reagiere darauf, indem du vermehrt auf Schlagwörter setzt. Verwende korrekte Bezeichnungen und lasse keine wesentlichen Kriterien einer Bewerbung aus. Inzwischen ist es üblich, Bewerbungsmasken zur Verfügung zu stellen. Mit einem einheitlichen Layout und gleichartigen Daten können die Kandidaten besser und systematischer verglichen werden. Profitiere von der Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit dieser Angebote. Vergiss aber trotzdem nicht, dich in deiner Eigenwerbung als Individuum zu präsentieren.
Soft Skills
Soft Skills sind persönliche Eigenschaften wie Team- und Kommunikationsfähigkeit, Führungsqualitäten oder rhetorisches Geschick. Häufig werden sie auch mit dem Wort Sozialkompetenz umschrieben. Mit Soft Skills kannst du in deiner Bewerbung sehr viel gewinnen und dich aus der Masse abheben. Damit du dich hinsichtlich deiner sozialen Kompetenzen gut verkaufen kannst, ist entscheidend, dass du schon während des Studiums Erfahrungen sammelst und dich auf verschiedenen Ebenen weiterbildest. Die meisten Fähigkeiten können erlernt werden, indem du dich den Herausforderungen in der Praxis stellst. Überaus problematisch ist es jedoch, Möglichkeiten zu finden, Soft Skills systematisch zu erlernen. Erfahrung spielt also eine übergeordnete Rolle, denn nur in der Praxis kannst du Sozialkompetenz lernen. Welche Faktoren für deine gewünschten Arbeitgeber eine Rolle spielen, entnimmst du in der Regel den Stellenausschreibungen. Musst du zum Beispiel im Job deine Meinung äussern und viel diskutieren? Dies erlernst du zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft in einer Partei.
Vorstellungsgespräch
Wirst du zum persönlichen Gespräch eingeladen, bereite dich gut darauf vor. Um selbstbewusst auftreten zu können und deine Antworten im Nachhinein nicht zu bereuen, bereite dich auf die routinemässig gestellten Fragen vor. Diese findest du zum Beispiel an vielen Stellen im Internet. So überzeugst du dich auch selbst von deiner Eignung und wirst dir bewusst, welche beruflichen Ziele du anstrebst. Du wirst sicherer, was deine eigenen Vorstellungen anbelangt, kannst selbstbewusster auftreten und verstärkt auf dein Gegenüber eingehen. Überzeuge bei deinem Auftritt mit deinen Soft Skills – er verrät sehr viel über deine sozialen Kompetenzen, deine Glaubwürdigkeit und dein Selbstvertrauen. Wundere dich nicht, wenn der Personaler dich auf die Gründung einer Familie anspricht. Solch eine Entscheidung betrifft deine Vorgesetzten in nicht zu unterschätzendem Mass. Denn wirst du sesshaft, kann davon ausgegangen werden, dass du eine konstante Arbeitskraft einbringst. Deine Risikobereitschaft sinkt, und emotionale Stabilität ist eher anzunehmen. Wenn du noch gar nicht über das Thema Familie nachgedacht hast, besteht die Möglichkeit, bei der Frage nach deinen Planungen deine Konstanz ins Gespräch einfliessen zu lassen.
Wenn du stets offen bist gegenüber neuen Herausforderungen, wenn du während des Studiums Praktika absolvierst und keine Gelegenheit auslässt, dich weiterzubilden – sei es durch einen Auslandaufenthalt, die Hingabe für ein Fach oder den Einsatz im Team – werden dir kaum Hindernisse im Weg stehen, eine ansprechende, auf dich zugeschnittene Stelle zu finden.
Der Artikel erschien im 'SCROGGIN-career' Ausgabe Nummer 3 - Mai 2008.
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